Abstracts

 

Einführung ins Semantic Web / Jakob Voß

Das Semantic Web als konkretes Projekt ist bereits mindestens ein Jahrzehnt alt; obgleich es der ursprünglichen Vision des Web viel eher entspricht als das heutige World Wide Web, hat die konkrete Umsetzung erst mit Linked Data an Schwung gewonnen. Die Einführung soll einen Einblick geben, warum und in welcher Form sich das Semantic Web inzwischen durchsetzt und wo seine Schwerpunkte und Grenzen liegen, ohne auf technische Details einzugehen.

Warum sollten sich kulturelle Einrichtungen mit dem Semantic Web beschäftigen? / Stefan Gradmann

Warum ist ein Vortrag mit der Titelfrage "Warum sollten sich kulturelle Einrichtungen mit dem Semantic Web beschäftigen?" überhaupt erforderlich? Die Gründe liegen vielleicht weniger auf der Hand, als dies den Tagungsteilnehmern deutlich sein mag. Für die Befassung mit dem 'Semantic Web' gibt es nämlich schlechte Gründe ... "… weil man das heutzutage in Förderanträge schreiben muss" "… weil nach Web 2.0 Web 3.0 kommt" und gute (oder jedenfalls bessere) Gründe …"… damit sie auch in Zukunft als Teile von 'Wissensarchitekturen' überhaupt noch wahr- und ernstgenommen werden … um nicht im schlechten Sinne museal zu werden … weil es sonst andere tun … weil sie einen spezifischen Beitrag zum Semantic Web leisten können … weil sie auf Basis des Semantic Web ihren Benutzern attraktive und neuartige Dienste anbieten können … weil zumindest Bibliotheken nach Einführung von RDA gar nicht mehr anders können!" Der Vortrag schliesst mit einer Drohung und eine Perspektive.

Linked Data im Kontext Digitaler Bibliothekssysteme / Bernhard Haslhofer

Die "W3C Linking Open Data Initative (LOD)" hat das Ziel, Datenbestände in strukturierter Form im Web zu exponieren, damit diese auch in anderen Applikationskontexten wiederverwendet werden können. Im Juli 2007 startete DBpedia.org und stellt seither Wikipedia-Datenbestände in mehreren Sprachen in strukturierter Form zur Verfügung. Innerhalb kürzester Zeit folgten weitere Datenbestände aus unterschiedlichsten Domänen, darunter auch solche aus dem Bibliotheksbereich (z.B.: Library of Congress, Swedish Union Catalogue). Die zentralen Eigenschaften dieser Datenbestände sind erstens, dass sie auf technisch einfache Art und Weise und in strukturierter Form im Web abrufbar sind und zweitens, dass sie Referenzen (Links) auf semantisch relevante Datensätze in anderen Beständen (z.B.: DBpedia.org) enthalten.

Im Vortrag "Linked Data im Kontext Digitaler Bibliothekssysteme" wird zuerst auf die Frage "Was versteht man unter Linked Data?" eingegangen. Danach folgt ein Überblick über aktuelle, für Bibliotheken relevante Entwicklungen und Trends im Bereich Linked Data. Eine Darstellung möglicher Vor- und Nachteile für Bibliotheken bildet den Abschluss des Vortrags.

Die Library of Congress Subject Headings als Linked Data / Ed Summers

In this presentation Ed Summers will discuss the implementation details behind two linked data web applications at the Library of Congress. The id.loc.gov service (http://id.loc.gov) is an exploratory service to make controlled vocabularies like the Library of Congress Subject Headings available using the SKOS vocabulary. And Chronicling America (http://chroniclingamerica.loc.gov) which is an online archive of 1.5 million historic American newspaper pages, which makes repository objects available as Linked Data using the Open Archives Initiative Object Reuse and Exchange (OAI-ORE) vocabulary. The presentation will include tips on how to leverage existing web technologies to make linked data available, and potential areas for future development.

Die schwedische Nationalbibliographie als Linked Data / Anders Söderbäck

LIBRIS, the Swedish union catalog used for cataloging by approximately 170 library institutions and home of the Swedish National Bibliography, has since the beginning of 2008 been available as Linked Open Data. The service is a work in progress, and in this presentation Anders will describe the strategic thinking behind the LIBRIS Linked Data project, as well as the thoughts and ideas that have emerged as a consequense of it. Such ideas will include the implications of viewing bibliographic information as open networks of data, rather than as closed (or semi-closed) repositories of records. The presentation will also include a discussion of how and why libraries should use linked data as a way of connecting to the rest of the world wide web.

Die Nationalbibliografie als Linked Data – Motivation, Geschäftsmodell, Planung / Jürgen Kett

Die Deutsche Nationalbibliothek arbeitet derzeit am Aufbau eines Dienstes, der die Veröffentlichung ihrer Wissensbasis als Linked Data zum Ziel hat. Dieser Dienst würde eine direkte Nutzung der gesamten nationalbibliografischen Daten inklusive aller Normdateien durch die Semantic-WebCommunity ermöglichen. In diesem Kurzvortrag wird die Motivation für diesen Schritt dargelegt und über den geplanten Zuschnitt des Dienstes gesprochen. Es geht aber auch um den dringend notwendigen Einstieg in die Diskussion um die Konsequenzen, die dieser neue Weg des Datenaustauschs für das Bibliothekswesen haben könnte: neue Kooperationsmodelle, erweiterte Anforderungen an die kooperative Datenpflege und ein neue Regelung der Datennutzungsrechte.

Einbindung von Linked Data in existierende Bibliotheksanwendungen / Joachim Neubert / Timo Borst

Existierende Bibliotheksapplikationen - Kataloge, Portalsysteme oder Open-Access-Repositories - sind nicht darauf vorbereitet, die Chancen tatsächlich auszuschöpfen, die Linked Data bietet. Um im Semantic Web verfügbare Quellen wie den Standard-Thesaurus Wirtschaft besser nutzen zu können, hat die ZBW daher begonnen, eine leichtgewichtige Anwendungsarchitektur zu entwickeln. Sie basiert auf Webservices, die die Daten von Semantic-Web(-SPARQL)-Endpoints abfragen und über ein einfaches, use-case-zentriertes REST-Interface zugänglich machen. Damit können die Daten direkt in den Webseiten von herkömmlichen Webanwendungen genutzt werden. Eine Beta-Implementierung von zwei zentralen Use Cases - Thesaurus-Unterstützung bei der Indexierung und beim Retrieval - wird vorgestellt, und es wird demonstriert, wie einfach neue Datensets darin integriert werden können, sobald sie als Linked Data zur Verfügung stehen.

Ontologien aus der Perspektive von Informationsspezialisten. Von der Theorie zur Praxis / Elena Semanova

Ontologien sind die Kernkomponenten des Semantic Web, welche die eigentliche semantische Aufgabe des ganzen Systems erfüllen: Inhalte zu transportieren. Allerdings gibt es in Fachkreisen noch keine einheitliche Meinung darüber, was eine Ontologie in sich darstellt, welche Eigenschaften sie aufweist und welche Potentiale sie verbirgt. Es herrschen grundsätzlich zwei Perspektiven über das Wesen der Ontologien - die von Bibliothekaren und Informationsspezialisten, welche durch das primäre semantische Interesse bestimmt wird, und die von Programmierern, welche die technischen Probleme in den Vordergrund stellen. Die "semantische" Sichtweise ist in der Forschung kaum vertreten und wird in der Fachwelt selten thematisiert. Eine ausführliche Diskussion in der Community kann ein besseres Verständnis von Vorteilen der Ontologien als Begriffssystem schaffen und zur breiteren Nutzung in der Praxis führen. In dem Beitrag wird diese Frage aus der Sicht der Informationswissenschaft diskutiert und am praktischen Beispiel erläutert, darüberhinaus wird über die praktische Erfahrung mit der Erschließung von Ontologien mithilfe von Protégé berichtet.

Metadaten und das CIDOC Conceptual Reference Model (CRM) - Eine Einführung mit Anwendungsbeispielen / Katrin Teichmann

Wenn wir uns fragen, woher all die Metadaten und Ontologien für das Semantic Web herkommen oder wie wir mit koexistierenden, konkurrierenden Systemen in Zukunft verfahren wollen, können wir auf der Suche nach Lösungen auf bewährte Modelle zurückgreifen. Das CIDOC Conceptual Reference Model ist eine formale Ontologie, die seit 1996 entwickelt und nunmehr als offizieller Standard ISO 21127:2006 geführt wird. Gleichwohl im bibliothekarischen Umfeld noch weniger bekannt als im Museumsbereich bietet das CIDOC CRM ein formalisiertes Begriffsmodell, um ungleichartig strukturierte Informationen aus dem Bereich des Kulturellen Erbes vorzugsweise in offene Systeme zu integrieren sowie Informationen zwischen Anwendungen zu vermitteln und auszutauschen. Im semantischen Fokus stehen Datenstrukturen, Terminologie für Domänen und Wissen über Entitäten (Zeit, Ort, Person, Objekt), deren Eigenschaften und Beziehungen untereinander. In dem Beitrag soll das CIDOC CRM bezogen auf ausgewählte museale Objekt- und Kontextinformationen am Beispiel des Astronomen Tycho Brahe einführend vorgestellt und auf eine Verwendung des Modells als Meta-Ontologie aufmerksam gemacht werden.

Die Bibliographic Ontology als Nachfolger bibliographischer Datenformate / Jakob Voß

Die Bibliographic Ontology (bibo) enstand aus der Überlegung, wie die das Literaturverwaltungsprogram Zotero mit dem Semantic Web zusammengebracht werden könnte. Nach Zweieinhalb Jahren Entwicklungszeit in einem offenen Diskussionsprozess mit über 100 Teilnehmern liegt inzwischen Version 1.3. des RDF-Vokabulars für bibliographische Daten vor. Bibo baut auf verschiedene Ontologien wie Dublin Core (DC), Friend of a Friend (FOAF), die Event Ontology und die BBC Programmontologie auf. Nach einem Überblick soll diskutiert werden, wie sich die Ontologie als Standard für bibliographische Daten im Semantic Web durchsetzen wird und ob damit bestehende bibliographische Datenformate überflüssig werden.

Free Data - Die Strasse zu Linked Data / Patrick Danowski

Die CERN Library bereitet gerade die letzten Schritte vor, die kompletten bibliographischen Daten unter einer freien Lizenz im Netz zu veröffentlichen. Zunächst sollen diese im MARC-XML zur Verfuegung gestellt werden. Gleichzeitig gibt es verschiedene Überlegungen, wie diese Daten im Rahmen als Linked Data präsentiert werden können. Hierzu soll auf Erfahrungen von LIBRIS zurückgegriffen werden. Dieser Ansatz soll gleichzeitig auf weitere Resourcen erweitert werden. Hierzu gibt es bereits einige Ideen, die in dem Vortrag dargestellt werden sollen.

Praktische Erfahrungen aus der Linked Data Publikation des STW / Joachim Neubert

Die ZBW hat im Frühjahr 2009 den Standard-Thesaurus Wirtschaft als Linked Data publiziert. Diese Form hatte (ebenso wie die Veröffentlichung unter einer nichtkommerziellen Creative-Commons-Lizenz) zum Ziel, eine Nachnutzung durch Menschen und Maschinen zu unterstützen. Als Datenmodell haben wir das (erst jüngst als W3C-Standard verabschiedete) SKOS gewählt, die Daten werden als Webseiten mit eingebettetem RDFa, als RDF/XML-Download und online abfragbar (per SPARQL-Endpoint) zur Verfügung gestellt. Was wir dabei gelernt haben - wie wir vorgegangen sind, welche Schwierigkeiten zu überwinden waren, welche Tools wir eingesetzt haben - und was davon auch für andere nützlich sein könnte, ist Thema dieses Beitrags.

Die Nationalbibliografie als Linked Data – technische Aspekte des Linked Data Service der DNB / Lars G. Svensson und Jürgen Kett

Der Linked Data Dienst der DNB (vgl. Vortrag vom 24.11.) soll schrittweise - über die Veröffentlichung von Prototypen - aufgebaut werden.

Ziel des ersten Prototyps ist es, zusammen mit den Verbundpartnern praktische Erfahrungen mit dem Betrieb eines solchen Dienstes zu sammeln. Zurzeit befindet sich der erste Prototyp in der Designphase und es herrscht kein Mangel an offenen Fragen: Auch wenn es bereits Vorbilder für Linked Data im Umfeld des Bibliothekswesens gibt, beinhaltet die Implementierung eines solchen Services für den deutschsprachigen Raum noch immer ein gutes Stück Forschung und Entwicklung. Wir möchten die Chance nutzen und in diesem Vortrag die aktuellen Überlegungen zur Architektur, zur persistenten Identifizierung und Repräsentation der Daten in RDF vorstellen und mit den Teilnehmern des Workshops diskutieren.

Linked Applications am Beispiel von Repository-Software / Felix Ostrowski

Linked Data ist ein Grundpfeiler des Semantic Web. Nach einigen ruhigen Jahren nehmen die Entwicklungen im Bereich Semantic Web (auch) deshalb wieder Fahrt auf, weil (Open) Linked Data dank Projekten wie DBpedia massenhaft verfügbar ist. Daten sind jedoch nur ein Teil des Geschäftes. Das Operieren auf diesen Daten, sie zu erstellen und zu verarbeiten, ist ein weiterer Grundpfeiler. Es besteht die Notwendigkeit das Konzept von Linked Data um das von Linked Applications zu ergänzen. Dieser Vortrag stellt einen Ansatz zur Nutzung von Ontologien als Basis von Linked Applications am Beispiel von Repository Software vor. Software dieser Art eignet sich schon allein deshalb als Untersuchungsgegenstand, weil es weitreichende Bestrebungen zu ihrer Vernetzung gibt (OA-Netzwerk, DFG-Ausschreibung "Aufbau und Vernetzung von Repositorien"). Zunächst wird der Ansatz einer Deep Integration von Ontologien in Programmiersprachen vorgestellt, um darauf aufbauend die praktische Anwendung dieses Konzepts als Grundlage einer Repository Software vorzustellen.

Entwurf eines Linked Data-basierten Bibliotheksportals / André Hagenbruch

Ein wichtiger Trend, der in Bibliotheken in den letzten Jahren deutlich zu erkennen ist, zielt auf die Integration möglichst vieler (bibliographischer) Datenquellen unter eine einheitliche Oberfläche. Oftmals handelt es sich bei diesen Bemühungen allerdings einerseits um Lösungen, deren Nachhaltigkeit und Portierbarkeit begrenzt ist, andererseits bleiben implizit vorhandene Beziehungen zwischen bibliographischen und administrativen Informationen unberücksichtigt -- welche Bestände und Fachbereiche verbergen sich beispielsweise tatsächlich hinter "Informatik"? Im "Web of Data" hingegen können unterschiedlichste Ressourcen aus verschiedensten Domänen und lokalen wie auch globalen Quellen zueinander in Beziehung gesetzt und miteinander verknüpft werden. Durch die Einhaltung einiger weniger grundlegender Prinzipien lässt sich so ein hoher Grad an Interoperabilität und Nachnutzbarkeit der Daten erreichen. Das Bochumer Projekt "Integriertes Bibliotheksportal" will mit diesem Ansatz eine Infrastruktur schaffen, mit der auf die umittelbaren lokalen Gegebenheiten (zweischichtiges Bibliothekssystem, Universitätsallianz Metropole Ruhr) und mittelfristig zu erwartenden Anforderungen (Integration heterogener Primärdaten) möglichst flexibel und nachhaltig reagiert werden kann.